Hochbrunner Schneid 3.046 m, Sextner Dolomiten
Die Hochbrunner Schneid (ital. Monte Popera) in den Sextner Dolomiten ist ein 3.000er, welcher im Gegensatz zu manch anderem 3.000er-Gipfel in Sexten ohne Seilkletterei bestiegen werden kann. Unterschätzt werden sollte diese Tour aber trotzdem nicht!

Gipfelkreuz Hochbrunner Schneid 3.046 m, Sextner Dolomiten
Früh morgens fahren wir von Sexten im Hochpustertal nach Moos und dort weiter bis zum Parkplatz der Fischleinbodenhütte. Von hier geht es dann zu Fuß weiter zur Talschlusshütte und an dieser vorbei. Wenig später gelangen wir an die Wegkreuzung mit der großen Infotafel und biegen hier links ab, dem Weg Nr. 103 zur Zsigmondyhütte folgend. Wir überqueren eine kleine Holzbrücke und steigen nach einer kurzen flachen Passage mäßig steil in Serpentinen zur Zsigmondyhütte auf.
Wenige Meter vor der Hütte zweigen wir bereits links auf einen kleinen Weg ab. Natürlich kann man auch bis zur Hütte gehen und dann dort links abzweigen, jeweils dem Weg zum Alpinisteig folgend.
Wir wandern weiter über einen schön angelegten Kiesweg und erreichen den sogenannten Eissee (links vom Weg), den Zwölferkofel zu unserer Rechten. Beim Eissee biegen wir links ab und folgen der Markierung „Alpinisteig“, die Hochbrunner Schneid ist hier ebenfalls angeschrieben.
Wir steigen also weiter auf dem Alpinisteig über Felsstufen auf und gelangen wenig später zu einem weiteren Wegweiser. Links gelangt man hier auf den Alpinisteig, wir gehen jedoch weiter geradeaus, dem Wegweiser Hochbrunner Schneid folgend. Ab dem gerade genannten Wegweiser gibt es keine Markierungen mehr, jedoch wurden fleißig Steinmännchen errichtet, auf die man gut achten sollte.
Über einen leicht ansteigenden Wanderweg geht es weiter bergauf, durch ein schattiges Tal, das sogenannte „Innere Loch“. Wir überqueren ein großes Schneefeld, welches sich bis zum Fuße der steilen Felswänden hochzieht. Über Geröll und Schotter geht es das Kar empor, bevor wir weiter über Felsrippen aufsteigen, teilweise in leichter Kletterei. Über eine schmale Rinne klettern wir empor, mit entsprechender Vorsicht, da auch hier Schnee liegt und der Stein leicht vereist ist. Evtl. können bei dieser Tour Steigeisen erforderlich sein.
Eher flach, jedoch immer noch auf leicht vereistem Fels, wandern wir rechts haltend, weiter den Steinmännchen folgend, bis zu einem roten Punkt am Fels. Hier steigen wir wieder steiler bergauf und klettern über eine schmale Felsrinne empor. Der Neuschnee ist griffig, der Fels nur leicht vereist und so kommen wir ohne Schwierigkeiten voran.
Jetzt heißt es nur noch mäßig steil den eher flachen Gipfel, der 3.046 m hohen Hochbrunner Schneid, im Neuschnee emporzusteigen. Von Weitem sehen wir bereits das schöne Gipfelkreuz, welches in Gedenken an Herbert Villgrater, dem Hüttenwirt der Talschlusshütte (+ 19.08.2004), errichtet wurde.
Wir genießen einen herrlichen Gipfelausblick auf den Hochleist, Hochebenkofel, Birkenkofel, Elferkofel, Sextner Rotwand und noch viele weitere Gipfel. Nach dem Aufstieg fast zur Gänze im Schatten und bei eisigen Temperaturen, können wir hier am Gipfel endlich die warmen Sonnenstrahlen genießen.
Der Abstieg führt wieder über den Aufstiegsweg. Ab der Fischleinbodenhütte sind es knapp 1.600 Hm im Aufstieg. Für den Aufstieg werden ca. 4-5,5 Std. benötigt.
Variante Abstieg: Ab dem Wegweiser kann man auch auf den Alpinisteig wechseln und über diesen wieder zurück ins Tal absteigen.
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Glückwunsch zur Besteigung! Ich selbst habe diese Tour im Juli 1972 alleine an einem heißen Tag bei über 30 °C mit blauem Himmel von Sexten aus durchgeführt, nachdem mein Freund lieber Tennis spielen wollte *lol*. Ich habe auch den Weg zur Zsigmondy-Comici-Hütte genommen, bin durchs Innere Loch und dann weiter aufwärts. Damals gab es in der gewundenen steilen Rinne, die zum Gipfelplateau führte, noch jede Menge Schnee, ein kleiner Gletscher ab etwa der Hälfte dieses Abschnitts.Es waren keinerlei Trittspuren zu sehen, dieser Gipfel war sehr wenig besucht worden. Steinmännchen dagegen gab es keine, aber zu der Zeit war man auch noch oft mutterseelenalleine am Berg unterwegs. Die Tritte in die immer steiler ansteigende Stufe trat ich mehrmals vor, ein Steigeisen besaß ich armer Student noch nicht, nur gute Schuhe und einen festen Stock mit Eisenspitze – und den Willen, durchzuhalten Jeder Schritt kostete mich einen Tropfen Schweiß von der Stirn – es war unglaublich heiß trotz des Schnees und der Höhe. Das letzte Stück rechts hinein war fast senkrecht, aber der Schnee war gut und hart. Dann noch ein paar Schritte aufwärts: das Gipfelplateau lag leicht nach oben gebogen und schräg nach rechts abfallend schneefrei in der Sonne vor mir: endlich fast am Ziel! Schnell mit festem Schritt und Stockeinsatz die Schräge hoch zum schon sichtbaren höchsten Punkt – und dann erwischte es mich aus heiterem Himmel: ich rutschte auf einem unsichtbaren durchsichtigen cm-dicken Eisstreifen aus, der sich in der Höhe noch nicht aufgelöst hatte, flog auf den Rücken mit dem Rucksack und schon gings gefährlich schnell Richtung der Abbruchkante zu den Zinnen hin. So war nicht zu bremsen – und viel Zeit hatte ich nicht, vielleicht 10m. Zum Glück erinnerte ich mich an eine lebensrettende Maßnahme aus einem Bergsteigerbuch: schnellstens auf den Bauch wälzen, einen Katzenbuckel machen und Finger und Fußspitzen in den Boden! Es reichte gerade so aus, die Fingernägel brachen ab, aber ich konnte käseweiß ca. 2m vor der Kante abfangen. Kurz ausgeruht, dann vorsichtiger zum Gipfel, damals einem kleinen Steinmännchen. Da gab es kein Gipfelbuch wie auf der Sextner Rotwand, auch der Haunold hatte keins. Dort habe ich einige Dias gemacht, auch rundum, gut aus dem Rucksack eine Brotzeit geholt, eine Dose Bier dazu, schön eine halbe Stunde Erholung pur im Sonnenschein – und dann den ganzen Weg wieder zurück. Die lange Schneerinne schaffte ich aber flott: auf dem Hosenboden mit dem Stock als Steuer.
In der Pension angekommen verschwieg ich wie auch später zuhause die gefährliche Situation, die mir fast das Leben gekostet hätte und mich bei zukünftigen Touren noch vorsichtiger machte. Aber die Aussicht und der Erfolg gehörte mir – das habe ich nie bereut.
Heutzutage ist ja vieles überlaufen, das ist schade, macht aber ,wie man ja sieht, trotzdem noch viel Spaß. Also weiter so schöne Touren und die Bilder dazu machen und berichten; dann kommen so alte Kerle wie ich nochmal ins Träumen. Danke für diesen schönen Bericht!
Gruß aus Mainz
Kalle
25. September 2015 um 21:52
Hallo Kalle,
herzlichen Dank für deinen ausführlichen Bericht, der ja viel spannender zu lesen ist, als meine Beschreibung 😉 War ja wirklich eine sehr spektakuläre und gefährliche Situation. Schön, dass alles gut ausgegangen ist, und du heil wieder im Tal angekommen bist! Bei dieser Tour trifft man auch heute noch wenig Wanderer an, wie auch bei anderen interessanten Touren. Oft genügt eine kleine Abweichung von den üblichen überlaufenen Wegen, und schon ist man fast alleine unterwegs.
Danke für deinen Bericht und schöne Grüße aus Südtirol!
Robert
28. September 2015 um 23:08
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